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Zeitlich befristete Mehrwertsteuersenkung bei Webhosting-Dienstleistungen

Autor: Hosttest Redaktion   |14.08.2020

Mwst. Senkung bei Hosting UnternehmenDie zeitlich befristete MwSt. Senkung führt zu vielen Fragen im Hosting-Bereich. Welche Hosting-Kunden von der Senkung profitieren, haben wir dogado und PHP-Friends gefragt.

Im Interview standen mir Sebastian Dürscheidt von dogado aus dem Partnermanagement (do) und Tim Schneider, Geschäftsführer der PHP-Friends GmbH (php) Rede und Antwort.


Guten Tag, könntest du kurz euer Unternehmen vorstellen
do: Die dogado GmbH mit Sitz in Dortmund ist ein Cloud Hosting-Provider für Geschäftskunden. Nach der Gründung im Jahr 2001 spezialisierte sich das Unternehmen zunächst auf professionelle Hosting-Dienstleistungen und später als einer der ersten deutschen Cloud-Spezialisten auf cloud-basierte Angebote. Zum Kerngeschäft des Unternehmens zählen Web- und IT-Dienstleistungen wie Managed Hosting, Hosted Microsoft Solutions, Virtualisierung sowie Jelastic Cloud Hosting und CDN-Services. Heute arbeiten 170 Mitarbeiter an 5 Standorten in Deuschland und Österreich für 250.000 Kunden.

php: Hallo Marco, zunächst vielen Dank für das Gespräch! Uns als PHP-Friends gibt es jetzt schon zehn Jahre. Während wir ganz früher kostenfreies Webhosting angeboten haben, haben wir Mitte 2013 - mit Gründung unserer ehemaligen GbR - den Sprung in den vServer-Markt gewagt, auf dem wir uns über die Jahre erfolgreich platzieren konnten. 2015 ist daraus wachstumsbedingt die heutige PHP-Friends GmbH entstanden. Nach wie vor bieten wir vorrangig vServer an, aber inzwischen auch (wieder) Webhostingpakete. Wir bedienen zu 30-40% Geschäftskunden, die vor allem managed Server, individuelle Clusterlösungen sowie Colocation von uns beziehen.

Die zeitlich befristete MwSt.-Umstellung gilt seit dem 01.07.20 – wie geht ihr mit dem Thema um?

php: Wir geben den Preisvorteil 1:1 an unsere Kunden weiter, das heißt, unsere Netto-Einnahmen erhöhen sich dadurch nicht, sondern der für den Endkunden relevante Bruttopreis wird kleiner. Wir gehen davon aus, damit „im Sinne des Erfinders“ zu handeln, da unsere Branche keinen negativen Impact durch die Coronakrise erfahren hat, viele andere Branchen jedoch schon. Da unsere Privatkunden recht bunt gemischt sind und nicht alle selbst in der IT arbeiten, sind natürlich tendenziell einige darunter auch von Kurzarbeit oder im schlimmsten Fall Arbeitslosigkeit betroffen. Mit gesenkten Bruttopreisen können wir diese im Rahmen unserer Möglichkeiten unterstützen.

do: Als kunden- und serviceorientiertes Unternehmen, geben wir die MwSt.-Senkung natürlich an unsere Kunden weiter, wobei nicht jeder Kunde von der Umstellung betroffen ist. Entscheidend ist der Abrechnungszeitraum. Wurde z.B. im März 2020 ein Vertrag mit einer Laufzeit von 12 Monaten abgeschlossen, ist dieser Vertrag nicht von der Umstellung betroffen, da er nicht in der Umstellungsperiode Juli – Dezember 2020 endet.
Würde dieser Vertrag bereits zwischen Juli und Dezember 2020 (im Zeitraum der Mehrwertsteuersenkung) enden, so wird für den gesamten Abrechnungszeitraum die MwSt.-Senkung berechnet. Das bedeutet: Wir haben auch rückwirkend viele bereits bezahlte Rechnungen korrigiert

Wie viel Aufwand verursacht die Umstellung bei euch?

do: Die Umstellung der MwSt. hat bei uns erheblichen Aufwand verursacht. Letztlich waren, bis auf wenige Ausnahmen, alle Unternehmensabteilungen involviert. Von unseren Kollegen im Accounting und Vertragsservice, bis hin zum Marketing und der Entwicklung. Es waren umfangreiche Arbeiten an unserem Online-Shop und unseren Abrechnungs-Systemen notwendig.
Um ein Beispiel zu nennen: Abhängig vom Produkt müssen in unserem Warenkorb zwei verschiedene MwSt.-Sätze anzeigt werden, bedingt durch ggf. abweichende Abrechnungszeiträume des Produktes. Die meiste Arbeit ist allerdings durch rückwirkende Rechnungskorrekturen angefallen.

php: Der größte Aufwand war vermutlich die Koordination mit unserer Steuerkanzlei, da Anfang Juli noch einige Dinge unklar waren und es teilweise bis heute sind. Insbesondere Laufzeitverträge wurden von der Bundesregierung unserer Einschätzung nach unzureichend bedacht, sodass viel Interpretationsspielraum entstanden ist. Die technische Umsetzung war vergleichsweise einfach, da wir ja keine Nettopreise umrechnen mussten, was aufgrund von Problemen wie Rundungsdifferenzen sicher „spannender“ gewesen wäre. Insgesamt sind nur eine Handvoll Stunden in die Programmierung geflossen, das Testing sowie die Vorab-Koordination mit der Steuerkanzlei waren aufwendiger. Der Supportaufwand ist etwas gestiegen, gerade seitens unserer Geschäftskunden, durch eine sorgfältige Konzeptionierung im Vorfeld können wir die entsprechenden Fragen aber zielgerichtet und schnell beantworten sowie notwendige Korrekturen effizient vornehmen.

Habt ihr das Gefühl, dass die Mwst.-Senkung euch mehr Umsatz bringt/gebracht hat?

php: Subjektiv nein. Allerdings bewerben wir aktuell unsere neuen AMD EPYC-Produkte recht intensiv, sodass wir allgemein momentan stärker wachsen als es normalerweise in den Sommermonaten der Fall ist. Daher ist es schwierig einzuschätzen, ob die Ersparnis auf unsere Neukundengewinnung einen Einfluss hat. Insgesamt finde ich leider nicht, dass die Mehrwertsteuersenkung in der Form eine besonders ausgereifte Idee war und ist. Zu viele Fragen sind offen geblieben, zu viele Randfälle sind weit komplexer umzusetzen als sie nützlich sind, die Entlastung für die Menschen in Deutschland ist zu gering und darüber hinaus habe ich große Zweifel daran, dass die Pandemie zum Jahresende plötzlich ausgestanden ist. Eine Senkung der Mehrwehrtsteuer über mindestens ein Jahr, besser zwei, kombiniert mit deutlich simplifizierten Regeln zur Umsetzung wäre hier meines Erachtens sehr viel zielführender gewesen. So gehe ich persönlich davon aus, dass die Wirtschaft kaum relevant angekurbelt werden wird und in einigen Fällen die Gesamtkosten für die Umstellung sogar vergleichsweise schädliche Auswirkungen haben könnten.

do: Wir verzeichnen durch die Senkung der MwSt. keine Umsatzsteigerung – und haben auch nicht damit gerechnet. Die meisten unserer Kunden sind ebenfalls Unternehmen oder Selbstständige, die die MwSt. somit auch weiterreichen und dadurch keinen finanziellen Mehrwert genießen. Privatkunden, die unsere Produkte kaufen machen dies aus meiner Sicht nicht davon abhängig, ob z.B. unser kleinstes Cloud Server-Paket 15 Cent mehr oder weniger im Monat kostet. In dem Fall hängt die Kaufentscheidung vom den Produktfeatures und Services ab, das bestätigen bis jetzt auch unsere Zahlen. Uns war es dennoch wichtig auch kleine Beträge durchzureichen. Die Unterstützung unserer Kunden ist bei uns das oberste Grundprinzip, egal ob es um technische Hilfe am Telefon geht oder um ein paar Cent auf der Rechnung. Wer die Erstattung nicht will, hat bei uns die Option zu spenden.

Vielen Dank euch für eure Zeit!

Steckbriefe

Name: Sebastian Dürscheidt
Position: Partnermanagement
Unternehmensform: GmbH
Angestellte: 170
FA besteht seit: 2000
Kundenstamm: 250.000 Kunden
Angebotene Produkte: Webhosting, Shophosting, Managed-Lösungen, Cloud Server, Dedicated Server, Digital Office-Produkte

 

Name: Tim Schneider
Position: Geschäftsführer
Unternehmensform: GmbH
Mitarbeiter: 6
FA besteht seit: 2013
Kundenstamm: 3.000 Kunden
Angebotene Produkte: vServer, Webhosting, Managed Hosting

 

 

Foto: Steve Buissinne von Pixabay

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